Freitag, 3. August 2012

Midas Amour Teil 3


Skulduggery, Tanith, Walküre und Fletcher erschienen in der ausladenden Empfangshalle von Midas’ Villa. Ein Gewirr von Menschen stand oben an der Treppe. China stand unten an der Treppe und beobachtete sie sorgfältig.
„China, wie schön, dich zu sehen. Was könntest du wohl an einem Ort wie diesem hier suchen?“, fragte Skulduggery und seine Stimme triefte vor Sarkasmus.
„Auch ein Vergnügen, dich zu sehen“, entgegnete China kühl. „Um auf deine Frage einzugehen, ich wurde hierher eingeladen, Midas wollte mich beeindrucken mit dem… ach, wie nannte der schmuddelige, kleine Mann es… dem Cumhachtach. Für ihn war es der Gipfel seiner Karriere, er war sicher, dass diese Entdeckung, natürlich ihm zugeschrieben, ihm die Position im Ältestenrat zusichern würde. Ich hege keine Zweifel, dass es so gekommen wäre, aber dem Mann war das nicht genug, er musste ja damit angeben. Jetzt ist er tot. Ich vermute, daraus kann man eine Lehre ziehen, aber was mich angeht, hab ich keine Ahnung, welche…“
Walküres Augenbrauen hoben sich. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie daraus eine Lehre ziehen konnte. Lade niemals deine schlimmsten Feinde zum Abendessen ein und erwarte, dass sie dich nicht umbringen, war definitiv die am nächsten gelegene und offensichtlichste Moral hier.
„Wo ist die Leiche?“, fragte Skulduggery.
„In seinem Pokalzimmer, auf den ersten Blick würde ich sagen, er hatte etwas zu tief ins Weinglas geguckt, jemand hat ihn niedergeschlagen und sich dann selbst zu einigen Artefakten verholfen.“
„Artefakte? Mehr als eins?“, fragte Tanith. China nickte.
„Das hast du am Telefon gar nicht erzählt“, sagte Skulduggery. China hob diskret eine Augenbraue.
„Ich fand es als Überraschung schöner.“
Tanith seufzte und schüttelte den Kopf, doch Skulduggery zeigte keine Reaktion.
„Kommt schon, ich bringe euch zur Leiche unseres lieben Freunds Midas.“
China drehte sich um und ging los, alle setzten sich hastig in Bewegung, um ihr zu folgen. Sogar Fletcher, der etwas unsicher auf den Füßen war, nachdem er so viele Leute über eine größere Distanz transportiert hatte. Walküre lächelte ihm flüchtig zu. Er sah müde aus.
Der Raum, in dem man Midas Leiche gefunden hatte, war mehr wie ein Saal. In ihm waren Figuren, Artefakte und Bücher aufgereiht. Jedes Stück hatte eine Art Etikett an sich. Walküre betrachtete einige davon.
„Seltener, schwarzer Kristall, aus einem Schwertknauf gehebelt; beide auf die Ära der Urväter datiert“, las sie vor.
Skulduggery sah sie finster an. Sie zuckte die Schultern. Sie hatte kein Bedürfnis, sich Midas’ Leiche aus nächster Nähe zu betrachten, also schwebte sie durch den Raum und schaute, was die Regale und Podeste beinhalteten.
Sie nahm sich ein großes Buch und schlug es auf.
Obwohl das Zepter der Urväter das wohl bekannteste Fundstück ist, glauben viele Gelehrte, dass die Urväter mehr als diese eine Waffe gebaut haben, um die Gesichtslosen zu besiegen. Den Beweis lieferten beschädigte und nicht funktionierende Artefakte, die im letzten Jahrhundert ausgegraben wurden. Alle scheinen von derselben Sorte schwarzer Kristalle gespeist zu werden, wie das Zepter der Urväter einen haben soll. Dies liefert auch eine besser Erklärung dafür, wie der Krieg, der unter den Urvätern wütete, nachdem sie ihre Götter gestürzt hatten, so zerstörerisch sein konnte und schließlich im Aussterben ihrer Rasse sein Ende fand…
Walküre schlug das Buch zu und drehte es, um den Namen des Autors zu lesen. Brynhild Nosferatu. Laut dem Text hinten im Buch war sie eine Gelehrte und Archäologin, die sich auf die Studien über die Urväter spezialisiert hatte. Walküre speicherte das als interessant ab und blätterte ein anderes, zufälliges Kapitel auf.
… dennoch hätte dies verursacht werden können durch zwei defekte Artefakte, die aufeinander reagierten und ein großes Energiefeld erzeugten, groß genug, um die massive Explosion zu verursachen, über die noch heute berichtet wird. Viele Archäologen berichteten, dass zwei oder mehrere Artefakte zunächst defekt erscheinen, auf die Anwesenheit des jeweils anderen reagieren, indem sie hell aufleuchten. Viele spekulieren, dass die Explosion von einem Artefakt ausgelöst wurde, dass sich aktiviert hat und nicht nur reagierte. Natürlich existiert immer noch die alte Verschwörungstheorie, das Sanktuarium trage die Schuld an allem…
„Sie ist hier“, ertönte Chinas Stimme. Walküre sah auf.
„Hä?“
„Du bist ja äußerst redegewandt.“ China schüttelte den Kopf. Walküre funkelte sie an.
„Wer ist hier?“, fragte Walküre. China lächelte.
„Brynhild Nosferatu. Sie ist, akademisch gesehen, eine von Midas’ größten Konkurrentinnen. Sagt, die meisten seiner Funde sind nachgemacht. Es ist faszinierend ihr zuzuhören, wenn sie sich in Rage redet. Sie hat vorhin eine kleine Szene verursacht. Hat Midas mit einem Glas Wein im Gesicht erwischt, und auch noch Rotwein. Sein hübsche, weißes Hemd war herrlich besudelt.“
Walküre gluckste zusammen mit China. China zog ein weiteres Buch hervor und gab es Walküre.
„Das ist von Nighttide Ire, eine weitere Größe in den Studien der Urväter. Sie ist auch hier“, sagte China. Walküre hob die Augenbrauen.
„Weißt du viel über die Leute hier?“, fragte sie. Sie wollte wissen, was für Menschen Midas zu seinen größten Rivalen zählte.
China brummte und legte den Kopf schief.
„Naja, dann ist da noch Imperio Quis, ziemlich still. Aber etwas fanatisch auf dem Gebiet des Feminismus. Sie hasst Midas und hat weiß Gott wie viele Frauen vertreten, die ihn der sexuellen Belästigung bezichtigt haben.“
„Also ist sie eine Anwältin?“
„Keine Anwältin im klassischen Sinne, aber so nah, wie man an eine herankommen kann. Sie solltet ihr im Auge behalten, sie hat Leute hinter sich, mächtige Personen setzen auf sie. Mich würde es nicht wundern, würde sie die andere Stelle im Ältestenrat beziehen“, erklärte China.
„Sie klingt zwielichtig“, sagte Walküre.
„Überhaupt nicht. Überraschenderweise laufen alle ihre Geschäfte offen ab. Machen wir weiter, wir haben noch Ivy Blake. Ob du’s glaubst oder nicht, ich weiß kaum etwas über sie. Wer auch immer sie ist, sie ist viel in der Welt herumgekommen. Man sagte mir, sie sei eine Stellvertreterin. Jemand hat sie hergeschickt, weil sie nicht selber kommen konnten.
Und genauso der Mann namens Leskow Eben. Leskow ist mir auch relativ unbekannt. Trotzdem vertreten beide mächtige Männer. Die Männer, die sie angeblich vertreten, sind fast so mächtig wie Midas und haben sich regelmäßig zusammengeschlossen, um ein paar heftige feindliche Übernahmen aufzuhalten. Ihre Namen sind nicht wichtig. Wie auch immer, sie haben Verbindung zu Imperio Quis, sie vertritt sie vor Gericht. Sie erzielte letztes Jahr einen Meilensteinsieg…“
China unterbrach sich und sah zu Skulduggery. Er stand bei Midas’ Leiche. Fletcher und Tanith waren außer Sichtweite.
„Wo…“, begann Walküre, doch China schnitt ihr das Wort ab.
„Bewachen die Verdächtigen. Skulduggery wartet doch auf Kenspeckle, oder?“
Walküre nickte. China schloss die Augen.
„Wer ist noch hier?“ Walküre wollte mehr über die Verdächtigen erfahren.
„Nun, wenn wir von unseren zwei Unbekannten weitergehen, haben wir Nighttide Ire. Manche ihrer Werke sind bis in meine Privatsammlung gelangt, wenn du heute Nacht die Muße dazu findest, dann les mal eines ihrer Bücher. Wenn nicht, hab ich ein Exemplar, das du dir dann ausleihen kannst. Kurz, sie ist gut. Eine führende Expertin auf ihrem Gebiet. Aber Midas hat sich ihre Grabungsrechte durch Bestechungen angeeignet, wenn sie anfängt zu graben, kannst du fast sicher sein, dass dort etwas ist. Midas hat das jahrelang als Indikator benutzt.“
„Ich glaube, ich würde ihm die Birne einhauen, wenn er so was mit mir machen würde.“
China lachte.
„Fürwahr, Walküre, Fürwahr, dennoch hörte ich von einer Bewegung im Gerichtshof, die einige Entdeckungen, die Midas zugeschrieben wurden, an sich nehmen und ihr zukommen lassen wollen. Jetzt, da er tot ist, könnte es durchkommen.“
Walküre sah angeekelt auf die Leiche. Er hatte so viele Menschen so vielfältig verletzt. Wie konnte er nachts ruhig schlafen?
„Als nächstes haben wir die tödliche Liliana Pitchblack. Reich, verschlossen und, vor fünf Jahren, mit Midas verheiratet. Die arme Frau muss sich den Kopf angeschlagen haben oder so. Sie kam aber wieder zur Besinnung und trennte sich von ihm. Midas war außer sich. Die Leute begegnen ihm nur sehr selten so, was die Sache vermutlich noch schlimmer machte, war die Tatsache, dass sie genauso mächtig ist wie er. Er kann sie mit nichts belangen, weder legal noch illegal, sein Lieblingstrick ist es, das Gesetz gegen seine Opfer einzusetzen, doch Lilianas ist alt und ihre Freunde und Verbündeten beschützten sie gegen seine Angriffe. Ehrlich gesagt, war ich etwas überrascht, dass sie heute Abend erschienen ist.“
„Sie könnte erschienen sein, um ihn zu töten“, wies Walküre hin.
„Könnte sein, ich will ihr nichts anhängen. Ich hab sie einmal getroffen, sie ist nicht die beste Gesellschaft, wenn du es schnell mit der Angst zu tun bekommst. Aber es folgen noch mehr Verdächtige. Iko Devian. Er ist der Sohn eines ehemaligen Ältesten, vor deiner Zeit. Wie auch immer, er hatte diese Sandkastenliebe, ihr Name fällt mir grade nicht ein. Sie wären so verliebt, bäh, mir wurde fast schlecht, wann immer ich die beiden zusammen sah. Midas war krankhaft eifersüchtig, er nahm ihm aus purer Bosheit das Mädchen mit seinem Zauber weg. Iko war niedergeschmettert. Das Mädchen rannte weg. Sie wurde nie wieder gesehen, schlimme Gerüchte behaupten, sie sei umgebracht worden, aber sie gehen darüber auseinander, wer sie umgebracht hat. Iko oder Midas. Ich wette, sie wollte keinem von beiden begegnen und rannte einfach weg.“
Walküre schüttelte den Kopf.
„Das… Wie ist er damit so lange davongekommen? Und warum bist du so nett?“
„Er ist reich und mächtig, so ist er damit davongekommen. Zu deiner zweiten Frage, ich bin nicht nett, ich bin hilfreich. Ich hab’s nicht getan, aber ich will in dem Fall unter gar keinen Umständen verdächtigt werden“, entgegnete sie. Walküre zuckte die Schultern. Mit so was in der Art hatte sie als Antwort gerechnet.
„Belligerent Crown, er will zu dem Artefakt. Er will es studieren und ich könnte mir leicht vorstellen, dass er Midas umbringen würde, um es zu bekommen. Er ist tödlich, Walküre, und er benutzt Bindemagie. Wenn du im Kampf an ihn gerätst, lauf. Lauf wie nichts Gutes und hoffe, dass er dich nicht interessant genug findet, um dir zu folgen.“
Walküre schauderte. Chinas Augen waren weit weg und Walküre fragte sich, ob die beiden sich in der Vergangenheit wohl schon öfter begegnet waren.
„Der nächste Verdächtige?“, fragte Walküre.
„Brynhild Nosferatu, ähnlich wie Nighttide Ire. Midas hat ihre Ausgrabungen gestohlen und ihren Ruhm eingeheimst. Er hätte ihre Karriere fast ruiniert. Sie hatte ihm vorhin eine Szene gemacht, der Grund, weshalb Midas die Party verlassen hatte. Um sein Hemd zu wechseln.“ China prustete, zum ersten Mal.
„Dann haben wir Loki Lyon. Du kennst vermutlich den Mann, der unter ihr trainierte, Remus Crux?“ China sah Walküre an und feixte.
„Sie war die alte Sanktuariumsdetektivin. Zusammen mit Quis hätten sie Midas um ein Haar drangekriegt, aber ich vermute, Sagacious Tome hat ein Schmiergeld von Midas angenommen, um Loki zu feuern und Remus zu befördern. Loki war hundertmal besser als Remus, sie konnte den Täter finden, den echten, ganz gleich, wie umständlich die Suche war. Sie hat Glück, dass Midas sie nicht hat umbringen lassen… so wie die Ehefrau unseres nächsten Verdächtigen.“
„Ehefrau? Wer ist denn der nächste?“
„Unser letzter Verdächtiger auf der Liste ist Dante Infernalis. Netter Typ. Er hat einen tollen Job und vor ein paar Jahren hatte er die Enkelin von Morwenna Crow geheiratet, der Ältesten, die Nefarian getötet hat. Jedenfalls Midas, seiner Form getreu, hat sie Dante weggenommen und weggeworfen. Unglücklicherweise versuchte sie, ihn im Niedergang zu erpressen… also ließ er sie töten. Ich weiß nicht, wer es getan hat, aber ich weiß, wer es wissen könnte.“
„Wer?“, fragte Walküre.
„Das ist geheim. Ich rede Klartext, Walküre. Ich will seine Sammlung. Wenn ich nichts tue, wird sie einem Museum gegeben und er wird dafür verehrt. Aber, wenn ich genug Beweise sammle, dass er ein Hochstapler war, konnte ich mehrere Anklagen gegen ihn vorbringen. Seine Schätze werden verkauft werden und ich gehe hin und kauf mir den Kram. Einfach? Wenn überhaupt, muss ich zuerst seinen Mörder hinter Schloss und Riegel bringen.“
Walküre wollte gerade den Mund öffnen, als Kenspeckle hereingestürmt kam.
„Entschuldigt, ich bin spät dran, der Verkehr war furchtbar.“


Teil 4 folgt nächsten Freitag.

Montag, 30. Juli 2012

Heh, ups.....

Sorry, war dieses Wochenende zu beschäftigt, um das neue Kapitel zu posten. Der nächste Teil folgt dann wie immer am Freitag.

Ach ja, und wenn ihr schon meinen Blog lest, lasst doch bitte mal den einen oder anderen Kommentar da, ja? ^^

Freitag, 20. Juli 2012

Midas Amour Teil 2


Ein kurzes Crossover

Der Geist von Midas Amour setzte sich auf und blinzelte. Sein Mörder stand bereits an der Tür, die Mordwaffe vor den Augen der anderen verborgen. Ein letzter Blick auf die Leiche, seine Leiche, und er war verschwunden.
Midas rappelte sich auf und starrte ihm finster nach. Er lief zur Tür und fasste hindurch, sein Ärger wurde nur noch stärker. Aus irgendeinem Grund konnte er sie nicht berühren. War sie verzaubert?
„Verdammte Tür, warum gehst du nicht auf!?“, schrie er in die dünne Luft, als er sich vor Ärger vergaß.
MIDAS AMOUR?
Midas erstarrte und drehte sich ängstlich um. Die Stimme erschreckte ihn. Es war eine Stimme, die zu jedem kam, früher oder später. Man konnte sie nur eine gewisse Zeit lang meiden. Midas hatte es schon so oft getan, bevor sie jetzt auftauchte, und dennoch war seine Zeit abgelaufen.
„Oh…“, war alles, was er sagen konnte. Der Tod sah ihn an.
„Ich bin tot?“, fragte Midas kleinlaut.
BEDAUERLICHERWEISE, JA.
Die Tür öffnete sich und eine Gestalt trat ein. Sie reagierte nicht auf die Leiche am Boden, obwohl das Blutrinnsal aus der Kopfwunde eine Pfütze gebildet hatte.
ES IST ZEIT WEITERZUGEHEN, MR. AMOUR.
„In Ordnung“, sagte Midas, plötzlich schien der Tod keine so große Sache zu sein.
Die Gestalt beendete ihr Anliegen im Zimmer und ging.
Der Tod hob seine Sense und als die Tür sich schloss, rauschte sie runter. Midas’ Geist verschwand. Der Tod nickte, erfreut über den gut ausgeführten Auftrag.
Es schien, dass er hier später noch mehr zu tun haben würde.



Nächster Teil in einer Woche.

Freitag, 13. Juli 2012

Die letzten Stunden des Midas Amour (von Loki Silvertongue)


Kapitel 1

Es war fast drei Uhr nachts, als Thurid Guild endlich damit fertig war, die beiden anzuschreien, weil sie einen seiner Gehilfen wegen Korruption festgenommen hatten. Walküre fand, er hätte ihr eine Medaille verleihen sollen. Immerhin hatten sie den Mann erwischt, wie er vertrauliche Dokumente in ein Flugzeug nach Amerika schmuggeln wollte.
Das Amerikanische Sanktuarium hatte immer nach einem Weg gesucht, die Knotrolle über das Irische Sanktuarium zu übernehmen. Genau wie so ziemlich jedes andere Sanktuarium der Welt. Irland war die Wiege der Magie. Die Macht darüber zu haben würde jedem immensen Einfluss sichern. Das war wohl einer der Gründe, dachte Walküre, dass Skulduggery so wütend darüber war, dass Thurid Guild sich noch keinen weiteren Ältesten gewählt hatte, um die Macht zu teilen.
Das und die Tatsache, dass Skulduggery ihn schlichtweg nicht mochte. Das war auch kein Wunder, Thurid Guild war nicht gerade ein sympathischer Mann. Kompetent in der Politik, ohne Zweifel, aber der Mann hatte einfach keinen Funken Charme oder Charisma.
Walküre unterbrach ihre Überlegung, als Skulduggery stehen blieb und einen jungen Mann anstarrte, der auf sie zugetreten war. Walküre studierte sein Gesicht. Er schwitzte nervös.
„Ähm, ich soll Sie informieren, dass mein Meister Sie sprechen will“, seine Stimme war dünn und hohl. Walküre starrte ihn an. Das konnte er doch wohl besser?
„Oh, wirklich?“, fragte Skulduggery. Er tat, als dächte er nach.
„Ich will deinen Meister nicht treffen.“ Ohne weitere Umschweife schob Skulduggery sich an ihm vorbei und ging weiter zum Ausgang. Er war schon fast angekommen, als der Bote ihn zurückrief.
„Mein Meister ist Midas Amour, niemand schlägt eine Einladung von ihm aus!“
Walküre fand es fast schien komisch, seine Stimme überschlug sich vor Wut und Empörung. Hatte er tatsächlich Skulduggerys Ablehnung als Beleidigung angesehen? Ein Blick ins Gesicht des Boten bestätigte die Annahme und Walküre musste sich selbst ermahnen, dass Kichern sich in so einem Moment nicht schickte. Skulduggery war vollkommen verstummt.
„Sag Midas, dass ich ihn treffen werde“, sagte er. Walküre war überrascht. Wer war Midas Amour? Sie fragte Skulduggery.
„Ein äußerst einflussreicher, charismatischer, reicher und nicht sehr netter Mann. Er wird überdies auch als Kandidat für Guilds Ältestenrat gehandelt…“, rief Skulduggery, während sie dem Boten zum Treffpunkt folgten, den Midas ausgesucht hatte.
„Ich frag mich, was er von dir wollen könnte“, sagte Walküre als sie scharf nach links abbogen und von der Route zu Guilds Büro abwichen.
„Ich frag mich das auch, deswegen gehen wir ja hin“, entgegnete Skulduggery.
„Du sprichst schon wieder das Offensichtliche aus, es ist wirklich traurig mit dir“, zog Walküre ihn auf. Skulduggery sah sie an.
„Es ist traurig, dass das Offensichtliche ausgesprochen werden musste, Walküre.“
Sie schnaufte und folgte weiter dem Boten.
„Schmollst du jetzt?“, fragte Skulduggery. Walküre warf ihm einen Blick zu.
„Ja“, sagte sie. Bevor Skulduggery noch eine kluge Bemerkung machen konnte, erreichten sie ihr Ziel. Der Bote drehte sich um und sah sie an.
„Mein Meister ist hier drinnen. Er hat Ihnen ein Angebot zu machen. Mein Meister ist ein einflussreicher Mann, ich schlage vor, Sie hören ihm genau zu.“ Anscheinend hatte der Bote sich ein Rückgrat zugelegt und er grinste leicht. Walküre hasste das Grinsen sofort, es gab ihr das Bedürfnis, ihm ins Gesicht zu schlagen.
Der Bote öffnete die Tür für sie. Drinnen saß ein gut gebauter Mann an einem Schreibtisch. Er hatte blondes Haar und trug einen schicken Anzug. Walküre spürte, wie sie rot wurde. Er war schön, ein Kunstwerk. Sie fühlte, dass sie bei diesem Mann sein musste oder sterben würde.
Es schlich sich der Gedanke ein, dass sie sich schon einmal so gefühlt hatte. Als sie China das erste Mal getroffen hatte, sie blinzelte den Nebelschleier etwas weg und versuchte, sich zu konzentrieren. Es war schwierig, doch jedes Mal, wenn sie bei ihm sein wollte, erinnerte sie sich daran, dass es nur ein Trick war. Ungefähr fünf Minuten lang herrschte Stille.
„Wusstest du, Midas, dass Zauberringe vor ein paar Jahren verboten wurden?“, fragte Skulduggery. Midas errötete und die merkwürdige Wirkung auf Walküre verschwand.
„Ich hab dich nicht hergerufen, um mir deine Frechheiten anzuhören, Skelett“, knurrte er. Sogar wenn er knurrte war seine Stimme volltönend und tief, es war sehr offensichtlich, warum dieser Mann so einflussreich war.
„Warum hast du uns dann hergerufen, Midas?“ Walküre runzelte die Stirn, jetzt, da ihr Geist von seinem Zauber befreit war, fiel ihr auf, dass Skulduggery seinen Namen nur ganz leicht betonte. Sie beobachtete Midas gründlich, sein Kiefer war angespannt.
„Heute Abend feiere ich eine Party. Nur eine kleine, ich habe alle meine Kritiker eingeladen. Ich will ihnen meine volle Stärke demonstrieren“, erklärte Midas.
„Ach, diese Kritiker könnten deine Karriere als Thurid Guilds neuer Ältester verhindern, hab ich Recht?“, fragte Skulduggery.
„Du hast Recht. Wie auch immer, es kam mir zu Ohren, dass diese Leute eine Art Angriff auf mich verüben könnten. Vielleicht sogar einen Mordversuch. Das waren allerdings schlimme Neuigkeiten für mich. Solch ein Fiasko könnte ich jetzt absolut nicht gebrauchen.“ Er schwieg und sah Skulduggery an.
„Du hast jetzt erst gemerkt, dass dein Leben in Gefahr sein könnte, wenn du dich in einen Raum mit allen deinen schlimmsten Feinden begibst?“, fragte Walküre neugierig. Midas Gesicht wurde rot, doch er antwortete nicht.
„Ein klassisches Beispiel deiner Arroganz, Midas“, bemerkte Skulduggery trocken. Midas’ Gesicht wurde noch dunkler rot.
„Genug, Skelett. Ich rede geschäftlich mit dir, ich lasse mich nicht verspotten“, zischte Midas. Walküre verdrehte die Augen.
„Nun gut, rede weiter“, sagte Skulduggery. Midas starrte ihn böse an, eindeutig genervt von seiner schnodderigen Art, bevor er fortfuhr.
„Wenn ihr da wärt, würde das unerwünschtes Benehmen im Keim ersticken. Mit euch vor Ort wüssten sie, dass sie niemals einfach so davon kommen werden. Deshalb möchte ich euch beauftragen, nennt mir euren Preis. Ich werde ihn schon zahlen können“, schloss er.
Skulduggery sah ihn an.
„Nein“, sagte er einfach.
„Nein?“, fragte Midas verblüfft. Skulduggery nickte.
„Du hast richtig gehört, nein. Ich tu’s nicht“, erwiderte er. Midas starrte ihn an und sagte nichts.
„Ist das dann alles?“
Midas wiederholte sein Angebot.
„Du siehst nicht allzu gut aus, Midas, mein alter Freund“, sagte Skulduggery fröhlich. Aus Midas’ Gesicht war alle Farbe gewichen, sogar seine Lippen waren blass. Skulduggery zuckte mit den Schultern und ging zur Tür.
„Das wirst du bereuen, Skelett.“ Ein Flüstern, doch es verriet Midas’ Zorn. Seine Augen zuckten hoch, erschreckend blaue Augen, und er sah Skulduggery an.
„Ich denke nicht, dass ich das werde. Lebwohl!“
Damit gingen sie. Skulduggery setzte Walküre in der Nähe ihres Hauses ab und fuhr weg. Er hatte eine seltsame Laune. Trotzdem tat sie es ab. Es war immer noch Skulduggery.

Später

Walküre wurde von jemandem wachgerüttelt. Sie schlug der Person ins Gesicht, sie flog rückwärts. Es gab ein gedämpftes „Umpf“. Walküre kletterte aus dem Bett und trat vorsichtig näher.
„Fletcher?“
Der Junge sah sie wütend an und umklammerte seine jetzt blutende Nase.
„Musstest du mich schlagen?“, zischte er. Walküre zog ihn auf die Füße und seufzte.
„Tut mir Leid, okay? Du hast mich überrascht“, erklärte sie flüsternd. Fletcher sah sie lange an, bevor er sie kurz auf die Lippen küsste. Sie lächelte ihn an.
„Hör zu, so sehr ich auch den Anblick genieße, du musst dich anziehen. Skulduggery hat mich geschickt, um dich zu holen.“
Walküre blinzelte, sah an sich herunter und bemerkte, dass sie Boxershorts und ein Tanktop trug.
„Äh, gut, aber verschwinde für ein paar Minuten, okay?“ Fletcher nickte und verschwand.
Sie tauchten im Hinterzimmer von Grässlichs Laden wieder auf. Tanith stand in der Ecke und sah aus, als wäre sie noch im Halbschlaf. Grässlich saß Skulduggery gegenüber, beide waren still.
„Hey Wally“, gähnte Tanith. Walküre grinste sie an, doch bevor sie etwas sagen konnte, wurde sie von Skulduggery unterbrochen.
„Es scheint, unser Freund, Midas Amour, hat vorhin die Wahrheit gesagt. Sein Leben ist in Gefahr gewesen.“
„Oh, was ist passiert?“, fragte Walküre, obwohl sie es schon ahnte.
„Er ist tot. China hat es uns vor einer Stunde am Telefon erzählt. Sie will, dass wir ermitteln.“



Kapitel 2 am nächsten Freitag!

Dienstag, 10. Juli 2012

Bereit, durchzustarten!?

Okay, am Wochenende werde ich beginnen, die erste übersetzte Fanfiction zu posten. Welche es sein wird? Lasst euch überraschen...

Ihr könnt ja schon mal raten, welche drankommt:

a) Die letzten Stunden von Midas Amour, geschrieben von Loki Lyon
oder
b) Es ist ein offenes Forum! (Teil 1), geschrieben von Dan North




Und hier noch ein Foto eines Riesenbovist: ein sehr schmackhafter, heimischer Pilz, den manche Idioten kaputt treten anstatt ihn zu ernten und zu essen....


Montag, 25. Juni 2012

Moinsen!

Tja, hallo erstmal.
Ich bin Brynhild Nosferatu und begeisterter Skulduggery Pleasant Fan. Vielleicht kennen einige von euch ja meine Freundinnen Liliana Pitchblack und Violet Hallward?

Ich werde hier demnächst die deutsche Übersetzung von einigen großartigen Fanfictions vom englischen Forum posten, darunter "Die letzten Stunden von Midas Armour" und natürlich ExtraterrestrialGuys Welterfolg "Caeduggery". (Ja, ihr habt richtig gelesen...)

Ich hoffe, ihr schaut mal rein. Und deckt euch vorher gut mit Hirnbleiche ein....